Fortbildung Queering Therapy

Normenkritische Perspektiven auf Geschlecht und Sexualität in Psychotherapie und Beratung

Die Zuordnung eines Geschlechtes bei unserer Geburt setzt eine Sozialisation in Gang, die uns an bestimmte Rollenerwartungen, Möglichkeiten und Beschränkungen bindet, sowohl in geschlechtlicher als auch in sexueller Hinsicht. Menschen, die diese Erwartungen brechen, zum Beispiel durch ein geschlechtliches Erleben, das von dieser Zuordnung abweicht, oder durch eine Sexualität, die nicht heteronormativen Erwartungen entspricht, erfahren neben möglichen psychischen Belastungen durch unterschiedliche Formen von Diskriminierung auch eine schlechtere Gesundheitsversorgung. Ihre spezifischen Bedürfnisse kommen jedoch nur selten bis gar nicht in psychotherapeutischer und beraterischer Weiterbildung vor.

Die Fortbildung bietet in Psychotherapie und Beratung tätigen Menschen Wissen an, das konkrete Handlungsimpulse für die berufliche Praxis geben und dabei auf aktuelle Forschungsergebnisse und Theorien Bezug nehmen wird. Es wird eine Balance zwischen theoretischem Input und sich darauf beziehenden praktischen Übungen hergestellt sowie methodische Anregungen für die berufliche Praxis angeboten.

Inhaltlich beschäftigt sich die Fortbildung damit, wie sexualitäts- und geschlechtsbezogene Kategorien und Heteronormativität hergestellt und aufrecht erhalten werden. Diese sollen mit Hilfe queerer Perspektiven aufgebrochen werden. Dabei ist ein wichtiger Schwerpunkt die Verflechtung verschiedener Formen von Diskriminierung miteinander (Intersektionalität), wie bspw. Diskriminierung in Bezug auf Hautfarbe, ökonomischen Status oder beHindert werden. Auf Beispiele aus der kritischen Weißseinsforschung und antirassistischer Wissensbildung wird vertieft eingegangen.

Im fachlichem Austausch werden wir uns mit den konkreten Auswirkungen dieser Strukturen auf die Lebenswirklichkeiten und psychische Gesundheit von Personen, die nicht normgerecht leben, auseinandersetzen. Es werden Selbsterfahrungsübungen angeboten, um scheinbar Selbstverständliches zu hinterfragen und das eigene Erleben zu reflektieren. Fallbeispiele aus der beraterischen und therapeutischen Praxis werden diskutiert, eigene Fallbeispiele können gern mitgebracht werden. Dies könnte sich auf Klient_innen beziehen, die einerseits ihre Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität hinterfragen wollen, andererseits auf Menschen, die sexuellen bzw. geschlechtlichen Normen nicht entsprechen (z.B. bisexuell oder genderqueer identifizierte Klient_innen). Darüber hinaus werden Anregungen zum eigenen Weiterdenken in Form von Handouts, sowie eine Auswahl einschlägiger Literaturhinweise mitgegeben, um eine Orientierung im aktuellen Forschungsfeld zu ermöglichen.

Die Fortbildung richtet sich an Psychotherapeut_innen und Berater_innen aus dem psychosozialen Feld (Psycholog_innen, Ärzt_innen, Sozialarbeitende, Pädagog_innen etc.) mit unterschiedlichen therapeutischen Ausrichtungen wie bspw. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse / Tiefenpsychologie, Humanistische Therapien / Personzentrierte Gesprächspsychotherapie, Systemische Beratung und Therapie.